Fussball-EM 2008 – Abfallkonzept

Rückschritte beim Abfallkonzept der Fußball-EM gegenüber der WM in Deutschland 2006: Nur Österreich setzt in allen EM-Stadien Mehrwegbecher ein, die Schweiz konnte sich nicht zu konsequentem Klimaschutz durch Mehrweg entschließen – Fußballfans außerhalb der Stadien können mit Erfrischungsgetränken und Bier in Mehrwegflaschen einen konkreten Beitrag zum Klimaschutz leisten

Fussball Fans bei der EM 2008
Fussball-Fans bei der EM 2008 – Foto: Deutsche Umwelthilfe e.V.

Anlässlich der Fußball-Europameisterschaft hat die Deutsche Umwelthilfe e.V. (DUH) eine Übersicht über den Einsatz von Getränkebechern in den EM-Stadien in Österreich und der Schweiz erstellt. Das Ergebnis ist ein eindeutiger Rückschritt gegenüber der Weltmeisterschaft vor zwei Jahren in Deutschland. Österreich setzt zwar in allen Stadien ausschließlich Mehrwegbecher ein, die Schweiz dagegen hat sich für Einwegbecher entschieden. Nur in einem der vier Schweizer EM-Stadien kommen klimafreundliche Mehrwegbecher zum Einsatz. Bei der Fußball-WM in Deutschland 2006 wurden entsprechend des Umweltkonzeptes Green-Goal während der gesamten 64 WM-Spiele die Getränke an allen Austragungsorten ausschließlich in umweltfreundlichen Mehrwegbechern ausgeschenkt.

Dabei wären Mehrwegbecher die logische Folge der vor der Fußball-EM erstellten Ökobilanz. Das deutsche und das österreichische Umweltministerium und das Schweizer Umweltbundesamt hatten die ökologischen Auswirkungen untersuchen lassen. Fazit der trinationale Studie: Einwegbecher haben erhebliche ökologische Nachteile gegenüber Mehrwegbechern. „Die Schweiz geht schon mit einem Eigentor in die EM – mit einem Eigentor für Umwelt“, kritisiert Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe e.V. (DUH). „Es ist in höchstem Maße bedauerlich, dass die Schweizer nicht von den guten Erfahrungen ihrer Nachbarn mit Mehrweg lernen können. Dabei ist gerade das Alpenland Schweiz in besonderem Maße vom Klimawandel und dem daraus folgenden Abschmelzen der Alpen-Gletscher betroffen.“

Aber auch in Deutschland haben Umwelt- und Klimaschutz in den Stadien nach der WM gleich wieder nachgelassen. In acht von 18 Bundesliga-Stadien kommen zwei Jahre nach dem Green Goal wieder Einwegbecher zum Einsatz. „Mehrwegbecher haben sich während der WM in allen Stadien bewährt. Einwegbecher aus Plastik bringen die Bundesliga und den Fußball ins Abseits der Klimasünder“, sagt Resch weiter.

Die vorläufigen Ergebnisse der Ökobilanz sind eindeutig: Mehrwegbecher-Systeme sind – auch unter ungünstigsten Annahmen – sämtlichen bekannten Einweg-Lösungen ökologisch deutlich überlegen. „Selbst das beste Kunststoff-Einwegszenario führt zu einer mehr als doppelt so hohen Umweltbelastung wie das ungünstigste Mehrweg-System“, so Resch. Die Studie zeigt, dass die angeblich kompostierbare Einwegbecher aus Agrarkunststoffen, wie z. B. PLA-Becher, ökologisch nicht besser abschneiden als herkömmliche Einwegbecher aus PET. Das gilt auch für die Einweg-Trinkbecher aus dem sogenannten „Belland-Material“. Außerdem findet gerade bei Belland-Bechern nach Recherchen der DUH keine Kreislaufführung des verwendeten Kunststoffs in der Praxis statt. Der Beweis für ein funktionierendes Kreislaufsystem von Belland-Material in der Praxis konnte bis heute noch nicht erbracht werden, heißt es auch in den vorgestellten Ergebnissen der trinationalen Studie.

Auch Fußballfans, die keine begehrten EM-Fußballkarten ergattert haben, können mit ihrer Getränkewahl zu Hause, im Garten und im Park die Umwelt schonen. Einfach Cola, Saft, Wasser und Bier in Mehrwegflaschen kaufen und genießen! Denn Mehrweg ist Klimaschutz, wie eine Kampagne von DUH, Brauereien und Getränkehandel treffend sagt. 1,1 Millionen Tonnen Kohlendioxid (CO2) könnten die Deutschen einsparen, wenn alle alkoholfreien Getränke ausschließlich in Mehrwegverpackungen abgefüllt würden, hat das Deutsche Verpackungsinstitut ausgerechnet. Das entspricht dem jährlichen Gesamtausstoß von rund 500.000 Mittelklassewagen. „Verbraucherinnen und Verbraucher können bei jedem Einkauf etwas für den Klimaschutz tun, indem sie ganz einfach Getränke in Mehrwegflaschen statt in Einwegplastikflaschen kaufen“, erklärt Maria Elander, Leiterin Kreislaufwirtschaft der DUH. Elander ruft die deutschen Fußballfans auf, Getränke nur in klima- und umweltfreundlichen Mehrwegflaschen zu kaufen. Durch die häufige Wiederbefüllung – bei Mehrwegflaschen aus Glas bis zu 50 Mal – und die in der Regel kurzen Transportstrecken von etwa 50 Kilometern wird für eine Glas-Mehrwegflasche im Vergleich zu einer Einwegflasche aus Plastik nur gut die Hälfte des Klimakillers CO2 erzeugt. Denn Einweg-Plastikflaschen werden über deutlich längere Strecken – durchschnittlich 250 Kilometer – transportiert und zunehmend im vereinheitlichten Discounter-Sortiment vertrieben.

Die deutschen Bürgerinnen und Bürger haben nach der Einführung des Einwegpfandes im Bierbereich eine eindeutige Wahl für Mehrwegflaschen aus Glas getroffen. Die Bierdosen sind praktisch aus den Regalen verschwunden. Fast 90 Prozent des Biers wird in Deutschland aus umweltfreundlichen Glasmehrwegflaschen getrunken. Das führt nicht nur zu reduzierten Umweltbelastungen, sondern auch zur regionalen Wertschöpfung und einer einzigartigen Getränkevielfalt. Der Vergleich: Deutschland hat 1.302 Brauereien, die fast ausschließlich auf Glasmehrweg gesetzt haben – in den USA füllen gerade noch drei Brauereien ab.

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